Melioration

Titel
Das Verlegen der Tonröhren

Am bedeutendsten für die landschaftliche Entwicklung des Seebachtals in jüngster Zeit waren die Güter­zusammen­legungen, die sogenannten Meliorationen, im 20. Jahrhundert. Seit dem Mittelalter war das Landschaftsbild geprägt durch die Dreifelder­wirtschaft auf unzähligen, kleine Landparzellen. Diese wurden nun zusammen­gelegt, denn nur auf grossen Anbau­flächen konnte rationell mit Maschinen gewirtschaftet werden. Im Seebachtal kam es ab 1943 zu einer gross angelegten Melioration, der eine künstliche Absen-kung der drei Seen um stattliche eineinhalb Meter voranging. Durch unzählige Kilometer Entwässerungs­leitungen wurde eine Fläche so gross wie 213 Fussballfelder entwässert und landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Die Auswirkungen waren für die Dreiseen­landschaft folgenschwer: Die Entwässerung zerstörte viele Feuchtflächen, und durch die Absenkung des Seespiegels gingen in Ufernähe wertvolle Flachwasser-zonen verloren. In kurzer Zeit verschwand die ursprüngliche Lebensraum­vielfalt der traditionellen Kultur­landschaft – und mit ihr zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Die Anbauschlacht und ihre Folgen

Bald schon zeigten sich jedoch Probleme auf den trockengelegten Flächen. Durch die ausgeführten Entwässerungs­anlagen und die intensive Nutzung sackten die Torfböden rasch ab, und weite Gebiete um die Seen vernässten langsam, aber unaufhaltsam. Eine Bewirtschaftung der Böden im engeren Seebereich war zunehmend erschwert, ja teilweise gar nicht mehr möglich. Weil dadurch die Existenz­grundlage vieler Bauern bedroht war, befasste sich bereits 1986 eine Arbeitsgruppe mit der «Sanierung des Seebachtals». Gleichzeitig schlugen Naturschützer schon lange Alarm: Eines der wichtigsten Naturschutz­gebiete des Kantons Thurgau zeigte klare Anzeichen des Zerfalls. Es war Zeit für neue Lösungsansätze.