Die grosse Kinderstube

Ein Paradies für Wasserlebewesen

Der Uferbereich ist von zentraler Bedeutung für das gesamte Ökosystems eines Sees. Das sich schneller erwärmende Wasser fördert die Entwicklung von Amphibien- und Fischlarven und macht die Flachwasserzone zur idealen Brutstube. Die vielfältige Vegetation bietet Schutz vor Raubtieren und diesen gleichzeitig ein gutes Versteck um auf Beute zu lauern. Im dichten Röhricht bauen Vögel ihre Nester. Die Vegetation der Flachwasserzone hat zudem eine wichtige Filterfunktion für den See: Stick- und andere Nährstoffe, die in ein Gewässer gelangen, werden durch die Pflanzen aufgenommen und in Biomasse umgewandelt.

Anpassung der Pflanzen

Für Pflanzen sind die vorherrschenden Bedingungen eine besondere Herausforderung. Dort, wo das Wasser nur nach starken Niederschlägen Land überflutet, entstehen Feuchtwiesen mit vielen Sauergräsern. Hier halten sich gerne Wattvögel auf, die mit ihren gebogenen Schnäbeln nach Insekten im Schlamm suchen. Die Feuchtwiesen gehen langsam in Röhricht über, das oft breite und sehr dichte Gürtel rund um einen See bilden kann. In grösserer Tiefe befinden sich die Wurzeln der Pflanzen ständig im Wasser. Hier findet sich zum Beispiel die Seerose, die mit ihren langen Stängeln auch grösseren Wellengang aushält. Viele Pflanzenarten haben sich so gut angepasst, dass sie nur in einem relativ schmalen Bereich der Uferzone vorkommen.

Ein Grossteil der Flachwasserzonen der drei Seen ging durch die Trockenlegung des Seebachtals vor und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verloren. Nach der Absenkung fiel der neue Uferbereich steil ab, nur wenige Pflanzen konnten sich hier etablieren, die Schilfgürtel verschwanden fast ganz. Mit dem Verschwinden der Flachwasserzone nahm auch die Wasserqualität der drei Seen in den 1970er- und 1980er-Jahren bedenklich ab.

Verlust der Flachwasserzone

Das östliche Ufer des Hüttwilsersees nach der Absenkung der Seen. In diesem ehemaligen Flachwasserbereich liegt heute die Badi Hüttwilen.

Neue Uferzonen

Durch mehrere, sehr aufwändige Projekte konnte die Stiftung Seebachtal solche Flachwasserzonen neu erstellen. Mit schweren Baggern wurde die Uferlinie abgeflacht und zum Teil ins Landesinnere ausgedehnt. So findet man heute zum Beispiel im Riet oder westlich des Hasensees wieder die typische Abfolge von Streuewiesen, Röhricht und Schwimmblattzone, in welchen zahlreiche Insekten, Amphibien, Fische und Vögel ihren Lebensraum finden.