Ein fast vergessener Lebensraum
Es ist noch nicht so lange her, da waren extensive Weiden eine weit verbreitete Bewirtschaftungsform in grossen Teilen Europas und der Schweiz. Überall dort, wo das Gelände zu steil oder zu uneben war, wurden Rinder, Schafe, Pferde, Ziegen oder Schweine geweidet. Je nach Tierart und Beweidungsintensität entstanden so unterschiedlich stark strukturierte Landschaften, in welchen sich Vegetationsinseln, zum Beispiel rund um dornige Büsche und stark abgefressene Stellen, magere, steile Hänge oder flache, überdüngte Ruheplätzen abwechselten. Diese Vielfalt in der Vegetation spiegelte sich auch in der Diversität der Insekten und deren Fressfeinden wider.
Von der Intensivierung zur Wegrationalisierung
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft veränderte sich auch die Weidehaltung. Durch Landzusammenlegungen verschwanden die vormals kleinen Parzellen. Die grossen Flächen wurden länger und mit grösseren Tiergruppen beweidet.Die intensivere Nutzung wurde durch Düngung kompensiert. Später wurden viele Weiden ganz aufgegeben, da die Stallhaltung ökonomischer war.
Heute sind extensive Weiden fast nur noch an steilen Hängen zu finden, wo Beweidung vor allem eingesetzt wird, damit diese nicht verganden.
Geschätzte Naturschützer
Im Naturschutz wird Beweidung gezielt zur Pflege eingesetzt. Flächen, die ansonsten schnell zuwachsen, können so kostengünstig offengehalten und vor der Verbuschung bewahrt werden. Davon profitieren lichtliebende Arten wie Orchideen, aber auch die Amphibien und Libellen in den ansonsten schnell überwucherten Tümpeln. Durch die Aktivität der grossen Säugetiere – ihr selektives Fressverhalten, das Trampeln entlang von bevorzugten Pfaden, das Ausscheiden von Exkrementen – entsteht auf Weiden ein Mosaik an Kleinstlebensräumen, in welchen zahlreiche Insekten und ihre Larven eine Nische finden. Davon profitieren wiederum ihre Fressfeinde wie Vögel und Fledermäuse.